Karten und Fotos


Mittwoch 13.07.2005 - Tag 6

Heute fahren wir wieder auf Tour und kommen sogar einiermaßen früh los. Zum Cirque de Navacelles navigiert uns das GPS per Sprachausgabe - es ist mit einem selbsgelöteten Kabel an unsere Helmkommunikation angeschlossen, und ich kommentiere in Zweifelsfällen die Angaben. Zum Beispiel wenn die Anzahl Ausfahrten in einem Kreisverkehr nicht mehr stimmt, oder wenn nicht klar ist, was “Navinchen” hier wohl mit “halbrechts abbiegen” gemeint haben mag.

Oben am Cirque halten wir, um den Ausblick auf das Tal zu fotografieren. danach erstehen wir einen Stapel Ansichtskarten, und fahren hinunter in den Cirque. Dort, hat uns Jacques’ Mutter erzählt, gibt es einen Wasserfall und ein Ausflugslokal. Erfreut finden wir beides vor und gönnen uns jeder einen Milchkaffee.

Ausnahmsweise sollen hier einmal die Toiletten des Lokals erwähnung finden, denn die sind wirklich etwas bexonderes: High-Tech-Toiletten! Der Toilettensitz ist ein geschlossenes Oval, das an der Basis desWasserkastens unter einer rechteckigen Halterung klemmt. Zum Aktivieren der Toilettenspülung winkt man über einen Sensor oben an Wasserkasten. Das bewirkt außer der Spülung auch, dass der Toilettensitz einmal im Uhrzeigersinn rotiert und von einem Mechanismus in besagter rechteckiger Halterung desinfiziert und getrocknet wird.

Nach unserer Pause navigiere ich uns ohne Hilfe von “Navinchen” zur Grotte des Demoiselles, denn das GPS-Gerät behauptet, dass der Akku nicht genügend Spannung habe. Kein Problem: die Beschilderung hier ist gut, und wir haben unsere plastifizierten Karten dabei. Vor der Grotte angekommen, will ich Navinchen etwas Gutes tun, und schalte das Gerät mit dem Schiebeschalter anf der Rückseite komplett aus. Das ist leider ein böser Fehler, denn dieser Schalter bewirkt einen Kaltstart! Alle installierten Programme sind damit weg, inklusive des Navigationsprogramms. Urgs. Jacques versucht, das Programm mit der SD-Karte neu zu installieren, aber die Daten scheinen defekt zu sein, und es gibt eine Fehlermeldung. Au Weia! Na gut, in der Ferienwohnung steht noch der Laptop mit der Datensicherung, und für den Rest des Tages werden wir schon noch ohne GPS auskommen. Trotzdem ist mir nicht besonders wohl.

Wir holen uns Karten für die Besichtigung, und reihen uns in die Schlange der Wartenden ein. Nach gut zwanzig Minuten bringt uns eine Kabelbahn in die Höhle hinauf. Meine Güte, ich habe noch nie eine so stark zerstörte Tropfsteinhöhle gesehen! Fast alle kleineren Stalaktiten waren abgeschlagen. Wie der Höhlenführer erzählte, hatten Arbeiter bei der Erschließung der Höhle die Steine als Souvenirs mitgenommen. Außerdem wurden noch weitere Sünden begangen: um möglichst große Teile der Höhle für die Besucher begehbar zu machen, wurden selbst engste Bereiche erschlossen, jedoch ohne die Kalkformationen durch Gitter, Geländer oder Plexiglasscheiben vor grabschenden Händen zu schützen. Überall, wo Menschen hinlangen können, sieht man speckige Oberflächen. Da die Höhle trocken ist, wird auch nichts mehr mit Kalkwasser überspült. Sie stirbt, und so riecht es dort auch: muffig und gammlig. Wer Tropfsteinhöhlen wirklich mag, wird an dieser Gruft kaum Freude haben.

Wir begeben uns auf den Heimweg, und bis auf eine verpasste Ausfahrt navigiere ich uns fast fehlerfrei zurück nach Agde.

Hier versucht Jacques, “Navinchen” neues Leben einzuhauchen. Zunächst vergebens: Das Biest wirft ihm ungehobelte Fehlermeldungen an den Kopf. Ich ziehe mich zerknirscht zurück und lasse die beiden in Ruhe. Nur ein Mal wage ich es, Jacques für ein Weilchen nach draußen zu locken: Es gibt ein exzellentes Feuerwerk von einer Pracht, wie wir noch keine erlebt haben.

Danach setze ich mich wieder zum Schreiben hin, und Jacques macht sich noch einmal über “Navinchen” her - diesen Mal mit Erfolg. Mir fällt ein Stein vom Herzen.