Karten und Fotos


Freitag 15.07.2005 - Tag 8

Mitten in der Nacht reißen mich Menstruationskrämpfe aus dem Schlaf und halten mich trotz Schmerztablette bis in die frühen Morgenstunden wach. Ich bin kurz davor Jacques um eine ungeplante Pause zu bitten, reiße mich dann aber doch zusammen. In meiner Jackentasche steckt noch eine Aspirin-Kautablette für unterwegs, und zur Not gibt es noch Apotheken - das wird reichen.

Wir fahren auf küstennahen Straßen nach Aiges-Mortes. Auf dem Weg durch Sete verwirrt “Navinchen” uns mit ungenauen Anweisungen, schickt uns im Kreis herum, und will uns falsch herum durch Einbahnstraßen schicken. Als sie irgendwann auch noch meint, wir sollten eine Treppe hinunter fahren, ignorieren wir ihre weiteren Ratschläge für’s erste und richten uns bis zum nächstgrößeren Ort nach Schildern. Danach kriegt sie sich wieder ein, und gibt brauchbareres von sich. Wir fahren an stinkenden, flachen Tümpeln vorbei, und wundern uns, wie es die Camper hier aushalten. Im Etang de Mauguio sehen Scharen von Flamingos, aber auch hier stinkt es furchtbar nach faulenden Wasserpflanzen. La Grande-Motte, einen künstlichen Touristenort, würdigen wir keines Blickes, sondern fahren gleich durch bis Aigues-Mortes. Dort stellen wir den Roller direkt vor dem Haupttor ab, und begeben uns zu Fuß in den historischen Stadtkern. Drinnen gibt es einen Touristenladen neben dem anderen, und überall gibt es Varianten des gleichen Zeugs: zirpende Zikaden in schmucken Pappschachteln, provencalische Tischdecken, Kochbücher, Plüschstiere, Reiseführer, Eis - der übliche Schnickschnack, aber den zumindestens mit Stil und Qualität. An den Plätzen gibt es überall Straßencafés, in denen man zu fairen Preisen bewirtet wird, und einige Straßenmusikanten mit Gitarren und Panflöten ziehen von Lokal zu Lokal. Wir setzen uns auf einen Milchcafé vor einen Gasthof am Markt, und ich gönne mir eine Aspirin-Kautablette.

Nach einer ausgiebigen Pause ziehen wir los, um die Stadtmauer zu besichtigen. Dort oben waren wirvor ein paar Jahren schon mal. Inwischen gibt es auf dem Rundweg überall Hinweistafeln in französischer und englischer Sprache, und an einigen Stellen sogar zusätzlich auf deutsch und niederländisch. Auch oben auf den Türmen gibt es einiges zu lesen. Gute zwei Stunden treiben wir uns in dem mächtigen Rundturm und auf der ca. 1,6 km langen Stadtmauer herum. Unterwegs setzen wir uns in einem der Türme auf Steinbänke, trinken Limonade, und essen Kekse.

Auf dem Rückweg weisen wir “Navinchen” an, uns den schnellsten Heimweg zu zeigen. Nicht so gut - sie führt uns quer durch Montpellier, und dort ist grad der Teufel los. Was nocht gerade Baustelle ist, ist wegen der Tour de France gesperrt, und dazwischen wälzt sich der Feierabendverkehr. Wir irren von Stau zu Stau und von Umleitung zu Umleitung.

Als wir schließlich nach Hause kommen, ist es zu spät zum Einkaufen, und unsere Vorräte erweisen sich als ziemlich dürftig. Aus drei Eiern, etwas Mehl und einem Glas Sauce Bolognese zaubere ich uns ein einfaches Spätzle-Gericht - gut, zugegeben, ein paar Tauben und Adler waren auch mit dabei.