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Track des Tages
Track04

Sonnabend 03.10.2015 - Birgit: Samstag

Morgens

Endlich mal ein Morgen ohne Herzbubbern! Allerdings bin ich etwas müder als sonst.

Für heute haben wir uns vorgenommen, nach Festos zu fahren, und dort die Palastruinen zu besichtigen. Obwohl es dorthin recht weit ist, machen wir uns relativ spät auf den Weg. Allerdings gehen wir diesmal auf Nummer sicher, und nehmen die gut ausgebauten Schnellstraßen.

Mittags

Um die Mittagszeit kommen wir in Spili an und machen Rast. Diesmal essen wir hier nicht zu Mittag, sondern suchen uns ein Café im Ortsinneren, wo wir uns zwei Cappuccino bestellen.

Der Ort ist irgendwie seltsam. Es scheint ein zwei Museen zu geben: Ein heimatkundliches und ein kirchliches, wenn ich nichts missverstanden habe. Keins von beiden scheint sonderlich spektakulär zu sein. Außerdem ist der Ort laut Reiseführer ein Bischofsitz. Das dürfte für ausländische Touristen kein sonderlich attraktiver Grund sein, diesen Ort zu besuchen. Außerdem gibt es hier eine ergiebige Quelle, und am Markt sprudelt das Wasser aus etlichen steinernen Mündern in einen gemauerten Ablauf.

Das alles ist durchaus kurios, sogar dekorativ, aber es ist kein Grund, über dutzende von Kilometern hier angekarrt zu werden. Rund herum gibt es ein paar Berge, wie man sie überall auf Kreta findet, ein Strand liegt auch nicht gerade vor der Tür. Bestenfalls kann ich mir vorstellen, dass dieser Ort für Pilger interessant sein könnte. Aber die kaufen keine handgestickten Tischdeckchen mit der Aufschrift "Crete",

Trotz des eklatanten Mangels an Attraktionen reiht sich hier ein Andenkengeschäft an das nächste, immer wieder unterbrochen von Cafés, Imbissen. All diese Läden sind beinahe leer. Touristen sind durchaus vorhanden, aber die winzigen Grüppchen verlieren sich buchstäblich zwischen Dutzenden von Kaffeehausstühlen. Warum kommen die Menschen her, und weshalb ist hier ein Geschäfte-Rummel wie in der Drosselgasse oder auf dem Mont Saint Michel? Wir finden es nicht heraus.

Panne

Einige Kilometer weiter macht der Roller plötzlich schlapp. Mitten im Lauf geht der Motor aus, als hätte jemand das Kabel zur Lichtmaschine gekappt. Jacques schiebt den Roller auf einen Parkplatz. Ich suche aus dem Reiseführer die Vorwahl von Griechenland heraus. Anruf beim Rollerverleih.

Zuerst hat Jacques Pech, und erwischt einen Mitarbeiter ohne Deutschkenntnisse, und mit nur geringen Englischkenntnissen. Die Stimme der Chefin ist im Hintergrund zu hören. Offenbar ist die Dame gerade beschäftigt. Wir warten eine Weile, dann versucht Jacques es noch mal. Diesmal hat er die Chefin am Apparat, und kann ihr das Problem erläutern. Sie will den Mechaniker verständigen, wir sollen warten. Wir machen uns darauf gefasst, mit der Maschine zusammen im Abschleppwagen heimzufahren, setzen uns auf eine Mauer, und harren der Dinge.

Endlich ruft der Mechaniker zurück. Ehe er sich auf so einen weiten Weg macht, soll Jacques bitte ein paar mal den Kill-Schalter ein- und ausschalten. Der hätte möglicherweise einen Wackler. Er hat. Der Motor springt brav wieder an. Toll. Immerhin haben wir so nur eine halbe Stunde verloren, und nicht den kompletten Urlaubstag.

Nachmittag

Wir kommen am frühen Nachmittag in Festos an. Der Eintrittspreis hält sich mit vier Euro pro Person im Rahmen. Leider gibt es keine Führungen und kein Info-Material am Kassenhaus. Dass es wenige Meter weiter einen Laden mit sehr gutem Material gibt, sagt man uns allerdings nicht. Und der ist dann so unscheinbar und hinter der nächsten Ecke versteckt, dass wir ihn beim Reingehen völlig übersehen, und ihn später erst bein Rausgehen bemerken. Merde.

Mit dem Palastgelände ist ohne Führung nicht viel anzufangen. Heiße Steine, Grundrisse, ein paar informationstafeln in Griechisch und Englisch. Viel Spekulation. Archäologen klassifizieren offenbar alles, was sie nicht auf Anhieb kapieren, als kultisch.

Uns ist heiß, und wir machen zweimal Rast auf wackligen Bänken, die im Schatten von Nadelbäumen stehen. Immerhin geht es mir weitaus besser als gestern. Zwar mache ich noch immer alles in Zeitlupe, aber ich brauche keinen Mittagsschlaf und bin körperlich weniger erschöpft.

Irgendwann nach drei machen wir uns auf den Weg zum Ausgang. Ich will ein paar Postkarten mitnehmen, hole für jeden von uns ein Eis, und besorge bei der Gelegenheit einen deutschsprachigen Museumsführer zur Ausgrabungsstätte. Den hätten wir beim Reingehen kaufen müssen.

Abend

Die Rückfahrt ist relativ unspektakulär, Der Kill-Schalter muckst sich noch mal, lässt sich aber durch klickern wieder zur Kooperation ermuntern. Wir fahren ohne große Pausen wieder heim. Jacques liefert den Roller beim Verleih ab, damit die dort den Schalter überprüfen können, und ich kaufe unser Abendessen ein.

Während ich koche, fragt Jacques nach dem Stand der Dinge. Der Mechaniker tut, was alle Mechaniker in so einem Fall tun: Er sprüht erstmal Kontaktspray in den Schalter.

Als Jacques heimkommt, ist das Essen fertig. Es gibt Pellkartoffeln, selbstgemachtes Tzatziki, Dosen-Makrele, gefüllte Weinblätter und dunkle Oliven. Dazu Brot, herben Rotwein und Wasser.


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