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Track des Tages
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Donnerstag 08.10.2015 - Birgit: Donnerstag

Morgens

Letzte Nacht ist es reichlich spät geworden, was in der Hauptsache daran lag, dass ich einen meiner Berichte zweimal schreiben musste. Ich hatte versehentlich zweimal den selben Dateinamen verwendet, und der Editor hat die andere Datei ohne Warnung überschrieben. Mist.

Wir frühstücken zeitig. Danach packe ich all unseren Krempel zusammen. Der Wirt des Hotels hat uns nämlich gestern abend versprochen, dass wir uns ein anderes Zimmer aussuchen können. Eins, das nach hinten raus geht. Dort ist es ruhiger, weil wir dann den Straßenlärm nicht mehr haben. Kurz nach zehn ist alles bis auf ein paar Sachen im Kühlschrank eingepackt, und wir gehen nach unten. Wer nicht da ist, ist leider der Wirt.

Ich schlage Jacques vor, dass er in der Taverne wartet, und ich unten im Treppenhaus des Hotels. So können wir einander nicht verpassen. Gegen halb elf kommt die Mutter des Wirts vorbei, und fragt, ob alles in Ordnung sei. Ich sage ihr, dass ihr Sohn uns eigentlich die anderen Zimmer zeigen wollte. Daraufhin schreitet sie selbst zur Aktion.

Wir sehen uns zwei Zimmer auf der selben Etage an, und entscheiden uns spontan für das kleinere. Es ist nur wenig größer als unser bisheriges Studio, hat aber ein Doppelbett. Zusammengestellte Einzelbetten mögen wir nicht so gern, auch wenn sie, wie hier, mit Stift und Öse aneinander fixiert sind.

Rasch bringen wir all unsere Sachen, auch die Reste aus dem Kühlschrank, hinüber. Den 2-Platten-Kocher nehmen wir ebenfalls mit, da im neuen Zimmer keine Kochgelegenheit angeschlossen ist. Der Platz unter der Dunstabzugshaube ist leer.

Angenehm ist auch, dass wir im Küchenschrank einen Heißwasserbereiter und ein Trockengestell für Geschirr finden. Dafür fehlt im Geschirrfach ein Weinglas. Das lässt sich jedoch verschmerzen.

Ich packe alles aus, werfe die Klamotten zunächst mal auf einem einzigen großen Berg in den Schrank, und verstaue die Lebensmittel im Kühlschrank. Jacques versucht mir zu helfen, weiß aber natürlich nicht genau, was ich wie eingepackt hab. Als ich ihn daran hindere, versehentlich vielleicht die Kräuter in der Spüle zu verteilen, oder sonst etwas zu verschütten, ist er ziemlich gekränkt.

Ehe wir danach aufbrechen, laufe ich noch rasch zur Apotheke, und hole mir eine Packung Omeprazol. In den letzten Tagen hatte ich mehrfach schmerzhaftes Sodbrennen, und das muss man sich nun wirklich nicht mehr antun, wenn es so gute Medikamente dagegen gibt. Mit Salat sollte ich allerdings in den nächsten Tagen vorsichtig sein, am besten meine Finger davon lassen. Weniger Magensäure bedeutet nun mal leider auch: weniger Schutz vor Bakterien.

Mittags

Etwas verspätet brechen wir zu einer Tour auf, die heute etwas kürzer ausfallen muss. Jacques hat wieder etliche Zwischenpunkte als Wegpunkte eingetragen, und alles zu einer Route verbunden. Ab und zu müssen wir allerdings unterwegs korrigieren, und Wegpunkte rauswerfen, zum Beispiel als wir uns zwischendurch entscheiden, einen Ort nicht nach Route, sondern nach Schildern anzufahren.

Die Straßen, auf denen wir heute unterwegs sind, sind noch stärker beschädigt, als alles, was uns bisher untergekommen ist. Etliche Schlaglöcher verdienen mit Fug und Recht die Bezeichnung "Elefantenfalle".

In einem sehr kleinen Ort, der zur Hälfte Baustelle zu sein scheint, rasten wir in einer Taverne in der Nähe des Hauptplatzes. Auf dem Platz sind Gedenktafeln und steinerne Büsten zu sehen. Vermutlich ist es ein weiteres Kriegsdenkmal.

Am Straßenrand ist eine kleine Taverne mit einem gänzlich leeren Gastraum. Am Ende der Terrasse sitzen einige Männer im Schatten an den Tischen. Als wir uns nähern, ruft einer von ihnen lautstark die Wirtin herbei, damit sie uns bedient. Wir setzen uns an ein Tischchen, bestellen Nescafé und Kräutertee, und packen Kabel und Powerbanks aus. Die Helmkamera und die Helmkommunikationen waren heute morgen nicht geladen und brauchen Energie. Als ich am Tresen bezahlen will, sollen die Getränke nur zwei Euro kosten - Preise für Einheimische, nicht für Touristen, natürlich. Ich gleiche das aus, und gebe der Frau fünf Euro. Sie freut sich sehr darüber.

Wir fahren weiter, über schlechte Straßen, und kommen irgendwann, nach sehr vielen Kurven mir reichlich vielen Schafen und Ziegen, an eine Schotterstraße. Hier weiterfahren? Unmöglich! Also geht es ein ordentliches Stück zurück. Dann ziehen auch noch Regenwolken auf. Da wollen wir nicht noch einmal hineingeraten. Also verkürzen wir die Tour, und fahren heim.

Abends

Etwa drei Kilometer von unserem Hotel liegt ein kleiner See, an dem es einige Ausflugslokale gibt. Dorthin fahren wir, um nochmal eine Kleinigkeit zu trinken. Die Lokale sind entsetzlich leer. Wir bestellen uns jeder eine heiße Schokolade, und ich suche mir dazu einen mit Ziegenkäse gefüllten Pfannkuchen mit Honig aus. Lecker!

Während ich auf die Toilette gehe, bekommt Jacques mit, wie der Wirt sich mit einigen anderen Gästen unterhält. Er beklagt sich, dass seit Tagen kaum etwas los sei, obwohl in den umliegenden Hotels durchaus noch viele Gäste seien. Ob die wohl alle Vollpension gebucht hätten?

Im Hotel angekommen, koche ich uns einen Tee. Dazu essen wir einen Apfelkuchen, den Jacques irgendwann gestern oder vorgestern im nahegelegenen Supermarkt gekauft hat. Danach lege ich mich eine Weile auf das Bett, um zu dösen. Ich bin einfach totmüde.

Gegen sieben weckt Jacques mich auf: Wir haben Mail von unseren Nachbarn. Einer unserer Vögel ist gestorben. Traurig, aber ganz jung waren sie ja beide nicht mehr. Ich vermute, dass es das Weibchen sein wird. Die hatte schon seit dem letzten Jahr eine chronische Leberentzündung, die sich leider nicht erfolgreich behandeln ließ. Hoffentlich hat sie sich nicht zu sehr gequält. Ich rufe in Hamburg an, und bitte unseren Nachbarn, den überlebenden Vogel zu fotografieren, damit wir erfahren, welchen von beiden es erwischt hat. Er kann die beiden, im Gegensatz zu mir, leider nicht auseinanderhalten.

Danach brauche ich erstmal etwas Zeit, um nach einem brauchbaren Editor für meine Reiseberichte zu suchen. Markdown soll er können, Preview dafür haben, und, ganz wichtig, eine Undo-Funktion. Es passiert mir nämlich viel zu oft, dass ich zusammen mit der Shift-Taste die Cursor-Up-Taste zugleich erwische, und dann markiere ich zwei Zeilen, die ich mit dem nächsten Anschlag lösche. Das ist dann immer recht ärgerlich. Meine Wahl fällt auf den JotterPad. Der sieht gut aus, und hat ordentliche Tastatur-Kommandos.


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