Karten und Fotos


Track des Tages
Track11

Sonnabend 10.10.2015 - Birgit: Samstag

Morgens

Jacques hat sich zum Frühstück Rühreier gewünscht. Leider haben wir im neuen Zimmer keinen Bratwender. Macht nix, denn ich hab in einem der nachgelegenen Supermärkte einen hölzernen Bratwender gesehen, und sage das meinem Schatz, auf dass er dort einen ebensolchen erwerbe. Leider vergesse ich dabei das Wort "hölzern", und er bringt mir Markenware aus Metall. Als ich ihm sage, dass ich bedaure, vergessen zu haben, dass es Holz sein soll (wegen billiger und Teflonpfanne), ist er sauer. Nicht, weil er zu viel Geld ausgegeben hat, sondern weil er die Bemerkung als Vorwurf empfindet. Und da behaupte jetzt noch einer, Frauen seien schwer zu verstehen.

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Knossos. Der Weg dorthin ist weit und stressig, denn hier ist wieder mal die Schnellstraße angesagt. Nach etwa zwanzig Kilometern fällt mir ein, dass ich vergessen habe, mein Portemonnaie aus dem Hotelsafe aufzufüllen. Wir überschlagen aus dem Gedächtnis unsere Barschaft. Nun ja, es wird reichen.

Leider ist die Küstenroute keine echte Autostraße. Unterwegs überholen wir einen Jogger und mehrere Rennradfahrer. Meine Güte. Klar, die Straße darf von jedem benutzt und betreten werden. Sollte man aber ohne Auto trotzdem nicht tun, weil es einfach wahnsinnig gefährlich ist. Der Seitenstreifen wird regelmäßig als Kriechspur verwendet, oder zum Ausweichen, wenn einem der überholende Schnellverkehr zu dicht auf die Pelle rückt.

Ganz in einem Stück ist so ein weiter Weg natürlich nicht zu schaffen. In Bali machen wir einen Zwischenstop, und bestellen uns in einer Strandbar Kaffee und Tee. Der Ort ist saugemütlich: geschützte Badebucht, Strandbar mit Bananenpalmen und gepolsterten Sofas, Sandstrand mit Sonnenliegen, weiter oben einige Läden. Genausogut könnten wir auf Mallorca sein, oder auf Gran Canaria. Wir hielten es hier sicher keine drei Tage lang aus. Aber für Strandurlauber sicherlich ideal.

Mittags

In Knossos stellen wir den Mietroller neben ein paar andere Motorräder. Meinen Helm sperre ich ins Topcase, Jacques nimmt seinen mit.

Gleich nachdem wir die Tickets bezahlt haben, werden wir von einem sehr aufdringlichen Guide angesprochen. Nun hatte ich zwar mit dem Gedanken gespielt, auch diesmal wieder eine Führung mitzumachen, aber derart bekniet werden möchte ich nicht. Wir lehnen also dankend ab. Das Nein will der Guide aber nicht akzeptieren, läuft uns nach und überschüttet uns mit einem Wortschwall, sodass wir regelrecht vor ihm flüchten müssen.

Am Eingang bietet der Kartenkontrolleur an, Jacques Helm in seinem Häuschen in Verwahrung zu nehmen. Wir nehmen das Angebot gerne an.

Auf dem Gelände gehen wir jeder in unserem eigenen Tempo herum, suchen interessante Stellen und machen Fotos. Ab und zu laufen wir uns wieder über den Weg, machen gemeinsam Pause, trinken Wasser, und ich lese entsprechende Abschnitte aus dem Reiseführer vor. Mich schockiert, wie der Entdecker der Ruinen vorgegangen ist: Mauern, die nicht in seine Interpretationen passten, soll er undokumentiert entfernt haben. Dafür hat er Dinge rekonstruiert, die dort nie gestanden haben.

Insgesamt wurden, wenn ich richtig mitgezählt habe, mindestens drei Räume als Thronsäle oder Audienzräume bezeichnet. Einer davon in der Nähe einer angeblichen Steinmetzwerkstatt. Ich stelle mir vor, wie König Minos während einer Audienz seine Leibwache zum Steinmetz schickt, um höflich anzufragen, ob der wohl ein Stündchen pausieren könne. Er habe gerade etwas wichtiges zu verhandeln.

Nachmittags

Auf dem Weg nach draußen sehen wir einen Pfau im Gebüsch, der dort nach Futter sucht, und machen Fotos von dem Tier. Dann holen wir Jacques' Helm ab, und setzen uns im Innenhof in das Café. Cola gibt es hier nicht, sondern nur frisch gepresste Säfte. Also bestelle ich mir einen Tee, und für Jacques einen Café Americano mit Milch und Zucker. Mein Tee wird in Form eines Kännchens heißem Wasser serviert, in das ich den Teebeutel selbst einwerfen darf, was ich auch bevorzuge. Die Glastasse dazu sieht stylisch aus, funktioniert aber recht gut, was man leider nicht von allen stylischen, gläsernen Teetassen sagen kann. Jacques kostet seinen Café und teilt mir mir, dass er vermehrt zum Antiamerikanismus neige.

Nach einem kurzen Besuch der zeitgenössischen keramischen Abteilung schaue ich mich im Museumsshop um. Dort bekommt man hauptsächlich Nachbildungen von Tonfiguren, Relieffen, historischem Schmuck und dergleichen. Die Auswahl an T-Shirts ist leider dürftig. In den Buden draußen an der Straße werden wir anschließend aber nicht stöbern. Dort sieht es aus wie auf dem Rummelplatz, bunt, chaotisch, und es ist viel Mist dabei. Aber ein Informationsheftchen in deutscher Sprache nehme ich mit. Es kostet mich nur 7 Euro. Schade, das hätten wir schon vor dem Reingehen kaufen sollen. Es enthält neben gut gemachten Farbfotos und Erklärungen auch eine spekulative Bilddarstellung der Gesamtanlage, die ich bei der Besichtigung ziemlich hilfreich gefunden hätte.

Abends

Für den Rückweg sucht Jacques uns eine Nebenstrecke aus, sodass wir nur auf den letzten Kilometern die Küstenstraße nehmen müssen. Hier sind wir auch bei unserem letzten Urlaub von Knossos zurückgefahren. Unterwegs machen wir zwei mal kurz Rast. Bei der ersten Pause setzen wir uns in einen Imbiss, und trinken Kräutertee. Die zweite Pause ist nur sehr kurz, und unserem Sitzfleisch geschuldet. Stundenlanges Fahren tut irgendwann einfach nur noch wahnsinnig weh, und dieser Effekt verstärkt sich gegen Abend.

Als wir im Hotel ankommen, sind wir beide ziemlich geschafft. Darum essen wir im Hotelrestaurant, statt zu kochen. Wir wählen einen gemischten Vorspeisenteller, den wir uns teilen, und nehmen danach beide den Tagesfisch auf einem Bett aus Tomaten und Kartoffelscheiben. Dazu zischen wir ein paar Bierchen.

Während wir essen, kommt eine Frau an unseren Tisch, die sich als Gehörlose vorstellt. Sie packt auf jedem Tisch ein paar batteriebetriebene LED-Lampen aus, die sie verkaufen möchte. Wir wissen nicht, ob die Frau wirklich gehörlos ist, aber wir akzeptieren, dass sie auf diese Weise ihren Lebensunterhalt verdient. Eine ihrer Lampen interessiert uns tatsächlich: Es ist eine glühbirnenförmige Nachtlampe mit einem kleinen Bandzugschalter. In einem Laden wird sie sicher viel billiger sein, aber wir geben der Frau gern die geforderten 5 Euro dafür.


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