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Track des Tages
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Sonntag 20.06.2010 - Riders on the Storm (286 km)

Noch immer fegten dunkle Regenwolken über den Himmel. Laut Wetterbericht in der lokalen Zeitung sollte das Wetter weiter im Süden sonniger werden. Also verlegten wir unsere Tagestour in den Süden. Wir kamen sogar viel schneller voran als geplant, da die Spanier wie verrückt neue Schnellstraßen angelegt hatten, die auf unserer Navi noch gar nicht erfasst waren.

Kurz vor Elf Uhr erreichen wir Sangüesa, und es stinkt! Vor der Stadt kommen wir an einem unabgedeckten Klärwerk vorbei, das offenbar die Ursache für diese olfaktorische Zumutung ist. Eigentlich wollten wir uns diesen hübschen, alten Ort ja noch genauer anschauen, aber jetzt möchten wir nur noch eins: weg, schnell!

Anstelle des anrüchigen Städtchens besuchen wir bald darauf das Castillo von Javier. Für einen kleinen Aufpreis (statt 2,50 € bezahlen wir 4 €) bekommen wir am Eingang jeder einen Audio-Guide. Den Text gibt es zwar nicht auf deutsch, sondern nur auf englisch, aber damit kommen wir ja beide gut zurecht.

Im Castillio von Javier gibt es hauptsächlich die Lebensgeschichte eines jungen Adligen zu besichtigen, der, um seiner Familie zu Ruhm und Ehre zu verhelfen, im Ausland studierte, und sich als Missionar in den fernen Osten schicken ließ. Offenbar war seine Familie verarmt, denn er musste sich seine Überfahrten mit niederen Arbeiten an Deck verdienen, konnte sich unterwegs keinen Ersatz für seine zerlumpten Kleider leisten, und starb, noch recht jung an Jahren, an irgendeiner dummen Infektion.

Alles in allem scheint er uns ein recht durchschnittlicher Mensch seiner Zeit gewesen zu sein, dessen Schicksal durch ein paar höchst überflüssige Legenden verbrämt wurde: eine Krabbe, die ein verlorenes Kruzifix zu ihm an Land zurück schleppte, und eine hölzerne Statue, die angeblich am Tag seines Todes Flüssigkeit absonderte. Vielleicht war es ein heißer Tag, und das Holz hat einige Tropfen Harz aus geschwitzt.

Hier in der Gegend gibt es viele befestigte Orte, Sos del Rey Católico gehört offensichtlich dazu, wie wir im Museum gelernt hatten lag es daran, das diese Gegend früher mal ein Grenzgebiet gewesen war.

Gegen 14 Uhr sitzen wir schließlich in einer Bar in Castiliscar und trinken etwas Kaltes. Als wir die Bar betraten, war es rappel voll mit überwiegend älteren Leuten, die dann aber geschlossen aufbrachen. Dass wir hier gelandet sind liegt an einem Versehen, das Jacques bei der Eingabe der Route unterlaufen ist. Eigentlich wollte er nämlich über Carcastillo fahren.

Auf dem Rückweg kommen wir an einer beeindruckenden Wüstenlandschaft vorbei. Aber auch in der kargsten Gegend schaffen es Blumen zu überleben.

Unterwegs in Sádaba sahen wir eine altertümliche Burg. Natürlich wollten wir sie von nahem fotografieren, aber das war gar nicht einfach, eine Beschilderung gab es nicht, uns wir verfuhren uns ständig in kleinen Gassen. Hartnäckig wie wir sind, fanden wir doch noch einen Weg zur alten Festung von Sádaba.

Leider wird aber auch der kalte Wind immer heftiger und unangenehmer. Beim Rasten bläst er uns Sand und Staub um die Ohren, und während der Fahrt muss man bald befürchten, von der nächsten Bö aus der Spur getragen zu werden.

Mir ist mulmig zumute, und dann sitze ich immer gaaaaanz, gaaaanz still im Sattel und muckse mich nicht.