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Track des Tages
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Donnerstag 24.06.2010 - Tagestour LaCoruna (64 km)

Wir sind auf einem Campingplatz bei Sada, nordöstlich von La Coruña, untergekommen. Der Platz ist einfach und preiswert, so wie wir es bevorzugen, und außer uns scheint es hier nur Spanier zu geben. Perfekt! Zwar haben wir arge Sprachprobleme, aber mit Pantomime und Improvisation geht alles.

Die Leute sind unglaublich lieb und zuvorkommend, und so klappt die Verständigung doch recht gut. Heute haben wir es ruhig angehen lassen, denn an das inzwischen sehr warme Wetter müssen wir uns erst noch gewöhnen. An die niedrigen Preise aber auch! Gefrühstückt haben wir in einer kleinen Bar in Sada, und als die Kellnerin uns die Summe für vier Milchkaffee und zwei Croissants nannte, dachte ich erst, sie hätte sich verrechnet. 4,90€. Ich fragte nach, sie zählte auf, ich staunte, und gab ihr 6€, was sie wiederum sehr freute. Offenbar hatte sie angenommen, dass ich glaubte, sie habe uns zu viel berechnet.

Nach dem Frühstück spazierten wir ein wenig auf der Promenade, und bestaunten was wir dort fanden: Eine liebevoll gemachte Informationstafel mit Radwandertouren fiel uns als erstes auf, komplett mit Zeit- und Schwierigkeitsangaben. Viele ältere Menschen waren unterwegs, etliche mit Gehhilfen, und einer sogar mit einer kleinen Ziehkarre, in der er offenbar ein Sauerstoffgerät hatte. Direkt an der Promenade fanden wir einen Gedenkstein für die Opfer des Franco-Regimes, geschmückt mit einer Picasso-Friedenstaube. Das fanden wir bemerkenswert, weil Franco unweit von diesem Ort geboren wurde und in dieser Gegend noch viele Anhänger haben soll.

Ein Stück weiter sahen wir einige seltsame, gelb-blaue Gebilde, die sich beim näheren Hinsehen als Fitness-Geräte entpuppten: Stepper, Cross-Stepper, Fahrrad-Ergometer, Kurbelräder, und sogar Last-Züge. Und sie wurden auch tatsächlich von einigen älteren Herrschaften eifrig benutzt! Dahinter sahen wir einen kleinen Boule- oder Boccia-Platz, der überdacht war, um vor Sonne oder vielleicht Regen geschützt zu sein.

Gegenüber der Fitnessgeräte, zur Bucht hin, war eine leider von Vandalen ramponierte Informationstafel zur örtlichen Vogelwelt, und daneben ein fest montiertes Fernglas, mit dem man die Vögel in der Bucht beobachten konnte. Zu meiner Überraschung musste man in dieses Fernglas kein Geld einwerfen. Ich fand das nicht nur angenehm, sondern auch sehr vernünftig: ein Geldautomat würde erstens mehr Aufwand machen, als er einbrächte, und gäbe zweitens wohl noch Anlass zu Reparaturen, weil irgendwelche Spinner sicher auf die Idee kämen, den Automaten aufzubrechen und die Kasse zu plündern.

Einige Schritte weiter fanden wir auch ein Kulturhaus mit einer Bibliothek, in der auch etliche Leser saßen. Sehr leise flüsternd fragte ich die Bibliothekarin nach einer Möglichkeit, das Internet zu nutzen. Ebenso leise wispernd entgegnete sie, dass dies nicht ginge, weil man dazu einen Leseausweis benötige, kam dann aber mit uns nach draußen, und erklärte ihren Kolleginnen am Empfang einiges, was wir nicht verstanden. Soviel ich dem Wortschwall entnehmen konnte, ging es wohl darum, dass sie uns erklären sollten, wo wir im Ort ein Cybercafé finden könnten.

Mangels Stadtplan und Sprachkenntnissen wurden wir um die hundert Meter weit begleitet, und dann gestenreich in die ungefähre Richtung unseres Ziels geschickt. Unterwegs wurden wir etwas unsicher, wo es genau hingehen sollte, und fragten nochmal an der Pforte eines Gebäudes nach, das ich als irgendeine lokale Behörde identifizierte. Auch hier kam die Pförtnerin mit nach draußen, und wies uns freundlich den Weg.

Niemand war hektisch, keiner wurde laut oder gar unfreundlich, sondern man sprach einfach nur etwas langsamer und wiederholte das Gesprochene. Sehr angenehm! Und das Cybercafé haben wir dann natürlich auch gefunden.

Nachdem wir unsere Mails aufgearbeitet und einige Nachrichten gelesen hatten, haben wir dann doch noch eine ganz kleine Tour nach La Coruña gemacht, wo wir den Rest des Tages in einem kühlen, schattigen Park gefaulenzt haben.

Gegen Abend gingen wir ein wenig in der Fußgängerzone bummeln. Einige Jugendliche in farbenfrohen Historienkostümen fielen uns auf, und später sahen wir einen Umzug von kostümierten Spielmannsleuten, der über einen großen Rathausplatz marschierte.

Zeitgleich fanden da offenbar Aufnahmen zu einem Interview statt, die mit großem Aufwand so gestaltet wurden, als sei das Gespräch ganz spontan: viel Schminke, Beleuchtungstricks, Absperrungen und Ordner im Hintergrund, die dafür sorgten, dass die Dichte der Passanten sich zwischen den Szenen nicht allzu auffällig änderte. Die “spontanen” Antworten des Interviewpartners wurden natürlich auch immer und immer wieder geprobt, bis sie saßen.

Zu Abend haben wir in der Cafeteria am Campingplatz gegessen. Mangels Vorräten im Lokal war die Auswahl etwas dürftig. Da wir keine Calamares und kein Fischgericht wollten, blieben nur gebratene Hähnchenfilets mit Pommes, letztere ein wenig zu blass für meinen Geschmack.


Wir machten uns auf den Weg nach A Coruña.

Da wir uns überhaupt nicht auskennen, fahren bis zum einem Park und suchen ein Kaffee für eine Rast.

Wir brauchen Straßenkarten für die nächsten Tage, Postkarten weil wie das unseren Homesittern versprochen haben und ich will nach Tagen wieder eine deutsche Zeitung lesen. So mache ich mich auf die Suche, während Birgit sich entspannt, wie sind ja im Urlaub…

Ich finde das Tourismusbüro, aber es um diese Zeit geschlossen. Fast auch alle anderen Läden sind geschlossen. Mit Mühe finde ich einen kleinen Supermarkt, in dem ich etwas Knapperkram kaufen kann, und später einen Laden mit Postkarten.

Wenig erfolgreich trete ich den Rückweg an. Birgit schon in Sichtweite bemerke ich einen Kiosk auf der anderen Straßenseite. Und tatsächlich, nicht nur das ich dort eine aktuelle deutsche Zeitung finde, auch die Straßenkarte die ich gesucht habe gibt es dort. Wie sich dann schnell heraustellt spricht die Kioskbetreiberin deutsch, sie hat in Deutschland vor vielen Jahren gearbeitet. Die Welt ist klein.

Auf dem Hauptplatz finden irgendwelche Fernsehaufnahmen statt.

Ein Aufmarsch von Folkloregruppen.