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Track des Tages
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Freitag 09.07.2010 - Sigean nach Yssingeaux (393 km)

Das Problem

Heute sollte der Tag der Rückreise sein. Das Zelt war schnell gepackt, schließlich hatten wir mittlerweile schon Übung. Um zwanzig vor Elf waren wir beim Bahnhof und setzen uns ins Kaffee, wir hatten ja noch viel Zeit. Zu Birgit sagte ich “schau noch mal zur Sicherheit auf die Tickets, wann wir dann genau einchecken müssen”. Nach einem kurzen Blick auf die Tickets meinte sie dann, “Jacques, kann es sein, das wir uns vertan haben und das wir Abfahrt und Ankunftszeit verwechselt haben?”.

Und wirklich, wir hatten den Zug verpasst! Einen Autoreisezug zu verpassen ist etwas ziemlich endgültiges. Schrecksekunden vergingen. Dann meinte ich, “Jetzt wird es Zeit einen Plan B zu machen”. Ich war noch am Überlegen, ob Birgit mit dem Gepäck in einem Zur vorfahren sollte, und ich mit dem Roller alleine zurück nach Hamburg fahre, da meinte sie, “Das ist doch klar, wir müssen mit dem Roller nach Hamburg fahren!”, “Ist dir klar, was das für eine Strapaze werden wird?”, “Ja, aber das kriegen wir schon hin”.

So ist meine Frau, kein böses Wort, obwohl ich das verstanden hätte.

Der Entschluss

“Gut, dann müssen wir die nächsten Schritte planen. Wie weit ist es eigentlich bis nach Hamburg?”. Laut Navi ca. 1700 Kilometer. Es war Freitagmittag, also kaum eine Chance bis Montag zum Arbeitsbeginn wieder in Hamburg zu sein. Also unsere Arbeitgeber anrufen, das wir einen Tag später zur Arbeit erscheinen würden. Mein Chef lachte als ich von unserem Missgeschick erzählte und meinte, das ich vorsichtig fahren sollte um heil und gesund anzukommen.

Nun mussten noch einige organisatorische Aufgabe erledigt werden. Was man für eine längere Reise braucht ist Bargeld: Tanken, Essen, Übernachtung und so weiter. Also eine Bankautomaten gesucht. Dann die Ausstattung auf Stand bringen, Navis brauchen volle Akkus und das Gepäck muss auch etwas anders verstaut werden. Nicht zuletzt mussten wir uns noch umziehen, wie waren ja noch auf eine Zugreise eingestellt.

Und weiter gehts…

Um 12:20 waren wir dann soweit, das Abenteuer begann. Wir hatten schon viele Touren gemacht, darunter auch lange Strecken, aber was jetzt vor uns lag war für uns neu.

Bei Pézenas meine Birgit eine Streckenoptimierung gefunden zu haben, aber leider führte sie in die total falsche Richtung. Am ‘Endstück’ unseres Irrweges war ein Supermarkt, den wie schon von früheren Reisen her kannten. Dort konnte ich eine Frankreichkarte kaufen. Trotz Navis, für Planungen längerer Strecken gibt es nichts Besseres als Papierkarten. Sagte ich ‘Papierkarten’? Diese Karte war aus einem Material, das wie Papier aussah, aber aus einem unzerreißbaren Kunststoff war. Diese Karten kann man falten, knicken wie man will, sie gehen nicht kaputt. Dabei sind sie noch nicht mal viel teuren als normale Karten. Warum macht man nicht alle Karten aus diesem Material? Leider hat uns dieser Umweg viel Zeit gekostet, und Zeit war etwas was wir nicht hatten.

Um weite Strecken überbrücken zu können müssen wir lange fahren, also früh los, wenig Pausen und spät aufhören, denn mit der Geschwindigkeit ist kaum was zu machen. Das ist nicht ohne Risiko, weil wenn man zu spät nach einem Campingplatz sucht kann es passieren, das man keinen mehr findet, oder dieser schon geschlossen ist. Glücklicherweise ist die Campingplatzdichte in Frankreich so hoch, das das Risiko erträglich ist.

So fanden wir in Yssingeaux, obwohl es schon langsam dunkel wurde, einen Campingplatz Municipal. Die Frau an der Rezeption war sehr freundlich und verlangte von uns nur den lächerlichen Preis vom 8 Euro. Wir wollte es fast nicht glauben. Birgit ist immer noch der Meinung, sie hätte uns eine ‘Rabatt’ gewährt, ich bin mir da nicht ganz sicher.

Nachdem wir das Zelt aufgebaut hatten, gingen wir in die Ortschaft und gönnten uns eine Pizza und einige Biere, wir hatten uns das verdient. Allerdings war das recht teuer, aber auch das hatten wir und durch unsere Dämlichkeit verdient. Morgen mussten wir früh weiter…