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Montag 08.08.2016 - Die Anreise

Die Anreise

Bis auf meinen Badeanzug, der hartnäckig unauffindbar bleibt, ist unser Gepäck komplett - und es ist diesmal rekordverdächtig klein. Wir haben einen Hotel-Urlaub gebucht, aber mit unserer üblichen Camping-Liste gepackt, und dabei alles weggelassen, was man im Hotel nicht braucht. Hotel deshalb, weil Jacques noch immer einen langen Mark-Nagel in seinem Schienbein stecken hat, der hoffentlich irgendwann nach dem Urlaub wieder raus kommt.

Bei der Buchung haben wir diesmal nicht aufgepasst. Normalerweise buchen wir ein "Studio" oder "Appartement", also in jedem Fall etwas mit Kochgelegenheit. Diesmal ist es ein normales Hotelzimmer geworden, und die Bewertungen des Hotels sehen recht gemischt aus.

Hinflug

Mit einem deutlich ausreichenden Zeitpuffer kommen wir mit dem Taxi am Flughafen an, bekommen aber dennoch nur getrennte Plätze zugewiesen. Immerhin aber beides Fensterplätze. Mir ist das relativ egal, den in Flugzeugen schlafe ich normalerweise sowieso. Das ist auch diesmal nicht anders.

Nach einem angenehm ereignislosen Flug landen wir ziemlich pünktlich auf Kreta. Erwähnenswert ist lediglich der sensationelle Lichteffekt, den die untergehende Sonne beim Eindrehen auf die Landebahn auf den Flügel des Flugzeugs zaubert. Ansonsten bekomme ich wieder mein übliches Urlaubs-Sodbrennen, und habe außerdem wieder das gewohnte Problem, beim Sinkflug meine eustachischen Röhren nicht aufzubekommen.

Im Gewimmel aus den Augen verloren

Als wir wieder festen Boden unter den Füßen haben, ist mir jedenfalls dermaßen übel, dass ich mich am liebsten sofort hinlegen möchte. Am Gepäck-Karussell angekommen, deute ich auf ein paar Sitze an der rückwärtigen Wand, und sage Jacques, mir sei übel, und ich würde mich dort (zeig) hinsetzen. Jacques starrt bereits wie hypnotisiert auf das (natürlich noch völlig leere) Band, und drückt mir geistesabwesend sein Handgepäck in die Hand, worauf ich zu den Sitzen trotte, mich in einen davon hineinsinken lasse, und fortan leidend in den Seilen hänge. Meine Speiseröhre und mein Magen brennen, als hätte ich Batteriesäure getrunken.

Nach einer gefühlten Ewigkeit steht plötzlich ein zornig polternder, fauchender Jacques vor mir, und verkündet, nun sei er aber so richtig sauer, was mir einfiele, er habe mich schon überall gesucht, sei sogar schon draussen gewesen, warum ich nicht das Telefon eingeschaltet hätte. Gegenwehr ist zwecklos, ich bin natürlich an allem ganz alleine schuld, und schweige.

Der Bus braucht noch eine weitere Ewigkeit, bis wir endlich zu nachtschlafender Zeit beim Hotel eintreffen. Unterwegs bekomme ich weitere Standpauken zu hören, bis ich irgendwann damit drohe, mich wegzusetzen. Zum Sodbrennen hat sich noch die übliche Reisekrankheit gesellt, die ich in Reisebussen eigentlich so gut wie immer bekomme.

Die Hotelhalle ist herrschaftlich, der Empfang freundlich, das Zimmer ernüchternd. Wir sind nicht im Haupthaus untergebracht, sondern im Gebäude schräg gegenüber, und das dürfte auch die gemischten Bewertungen im Reiseportal erklären. Hir wurden wohl wieder einmal Gebäude unterschiedlicher Kategorie zu einer Anlage mit einem gemeinsamen Namen zusammengestellt.

Ich kann mich nur an ein Hotelzimmer erinnern, das ähnlich klein war, und an keins, das so einen kleinen Schrank und so ein absurd winziges Bad hatte. Immerhin haben wir einen Kühlschrank, einen Fernseher und eine Klima-Anlage. Besonders letztere ist wichtig. Bei nächtlichen Temperaturen um die 30°C. Außerdem übertönt das gleichmäßige Rauschen des Lüfters des an- und abschwellenden Straßenlärm. Balkone gibt es nur in den Stockwerken über uns.

Essen in der Pasta-Bar

In einer kleinen Pasta-Bar schräg gegenüber bekommen wir ein gutes, preiswertes Essen: um die 5 Euro für ein vegetarisches Nudelgericht aus frischen Zutaten, 4 Euro für einen halben Liter eiskaltes Bier vom Fass. Auf Nachfrage erhalten wir sogar englischsprachige Speisekarten - der Kellner hatte uns für Griechen gehalten.

Zum Essen kostenlos dazu gibt es ein kleines Straßentheater. Ein Pärchen wird lautstark von Kellnern und Koch hinweg komplimentiert. Der Mann macht sich mit einem Motorroller aus dem Staub, sie steckt ihm bei seiner Abfahrt noch einen Stapel mit Fotokopien zu, auf denen ich das Bild eines Babies erkenne. Kurz darauf erscheint ein ansehnliches Aufgebot an Polizei, erst Motorräder und dann noch ein Streifenwagen.

Ein wenig vollgefressen machen wir noch einen kurzen Spaziergang zum kleinen Hafen und wieder zurück. Dann legen wir uns endlich schlafen.


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