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Dienstag 09.08.2016 - Dienstag, 09.08.2016

Dienstag, 09.08.2016

Morgens treibt mich die Unruhe früh aus dem Bett. Erstens ist es trotz der Klimaanlage viel zu warm, und zweitens quälen mich immernoch die Übelkeit und das Sodbrennen, wenn auch nicht ganz so schlimm wie gestern. Da ich ohnehin nicht mehr schlafen kann, setze ich mich an die Schminkkommode und schreibe meinen ersten Reisebericht. Irgendwann wacht auch Jacques auf, und will sofort mit mir reden, was mich aber beim Schreiben stört. Ich fauche ihn natürlich an, und selbstverständlich beschwert er sich darüber.

Nach einer Weile lege ich mich aber doch wieder hin, weil irgendwas vor Sieben im Urlaub einfach keine akzeptable Zeit zum Aufstehen ist.

Später, auf dem Weg zum Frühstück, falle ich in die nächstgelegene Apotheke ein, und hole mir eine Packung Omeprazol, das hier um einiges billiger ist als in Deutschland.

Die Auswahl beim Frühstück ist von geringer Qualität und ziemlich enttäuschend. Fettige Billig-Wurst, nur eine Sorte Scheibenkäse, dann natürlich alles, was man für ein englisches Frühstück braucht, Kuchen, zuckrige Frühstücks-Zerealien, fruchtsaftähnliche Erfrischungsgetränke, grauenhafter Kaffee, und ein unsortierter Haufen Teebeutel im Körbchen. Wir holen uns Milchkaffee, Vollkorn-Toast, Wurst, Käse, und Kaltgetränke mit Orangengeschmack. Das Toastbrot ist gummiartig-zäh wie Schaumgummi.

Danach ziehen wir los, um einen Rollerverleih zu suchen. Jacques hat die Adresse einer Filiale von Mike's Rental in die Navi eingegeben, eine Kette, mit der wir auch im letzten Urlaub schon gute Erfahrungen gemacht haben. So auch hier.

Die Maschine, die wir ausleihen, sieht prima aus, und der Inhaber checkt sie für uns noch mal durch. Die 160 Euro für 10 Tage sind ein fairer Preis. Anschließend lotst der Inhaber Jacques auf einer weiteren Maschine zum Hotel, während ich im offenen Laden allein warte, denn unsere Helme haben wir nicht mitgeschleppt.

Bald darauf sind wir auf unserer ersten Tagestour, irgendwo entlang der Nordküste. In der Nähe einiger ehemaliger Salinenfelder machen wir die erste Rast. Die Bar, in die wir uns setzen, scheint zu einem Hotel zu gehören, das hauptsächlich britische Gäste zu haben scheint. Auch die Kellnerin spricht deutlich britisches Englisch.

Jacques hat sich keine Socken angezogen, und die Sonne verbrennt ihm in seinen Sandalen die Füße. Völlig ungeniert beginnt er, sich die Fußrücken dick mit Sonnenmilch einzucremen, und hört erst damit auf, als ich ihn darauf aufmerksam mache, dass ihn mehrere Leute angewidert dabei zusehen.

Nach einer Weile fahren wir weiter, und touren noch ein wenig durch die karge, sonnenverbrannte Gegend. In einem Klostergarten machen wir eine weitere Rast, und trinken auf einer schattigen Steinbank das Wasser, das ich unterwegs beim Tanken gekauft habe. Dann geht es zurück zum Hotel.

Während Jacques mit seinem Laptop die Internetanbindung ausprobiert, gehe ich einkaufen. Brot, Wurst, Käse, Wasser und eine Tüte Äpfel. Dazu eine Packung Salzkräcker für unterwegs, die wir aus unerfindlichen Gründen mehrfach vergessen werden, mitzunehmen.

Als ich mit meiner Beute zurückkomme, muss ich dann allerdings feststellen, dass wir im Kühlschrank mehr als 20°C haben. Kein Wunder: Man hat ihn in einem Schrank untergebracht, und der wird vom Kühlschrank brutal heftig geheizt! Zwar hat der Schrank eine größtenteils offene Rückwand, aber ein Regalbrett und ein Querbrett im oberen Drittel sorgen für einen Hitzestau. Ich stelle das Regalbrett senkrecht neben den Kühlschrank, lasse die Tür des Schranks offen, und plaziere Wurst und Käse direkt unter dem handgroßen Kühlelement, in der Hoffnung, dass es halbwegs was bringt. Immerhin, eine kleine Eisschicht zeugt davon, dass das Ding prinzipiell zu arbeiten versucht. Anschließend schreibe ich mit Hilfe von Google Translate einen Hinweis an den Zimmerservice, die Schranktür doch bitte nicht zu schliessen, damit der Kühlschrank nicht warm wird.

Kunst am Bau

Überhaupt scheinen in unserem Zimmer Künstler am Werk gewesen zu sein. Im Bad wurden Warm- und Kaltwasser vertauscht. Das Wasser für die Toilettenspülung ist heiss, blaue Punkte stehen hier für warmes und rote für kaltes Wasser. Eine Lüftung gibt es nicht, wohl aber einen Zugschalter, um eine solche einzuschalten. Die Verriegelung der Toilettentür ist an der Außenseite. Das Schränkchen, in dem der Kühlschrank eingesperrt ist, wurde schief zusammengebaut, indem die rechte Außenwand auf der Bodenplatte aufsitzt, während die linke Wand auf dem Fußboden ruht. Und die Zimmertür lässt sich zwar zuziehen, aber nicht abschließen. Beschädigungen im Holz deuten darauf hin, dass sie mindestens schon einmal gewaltsam aufgebrochen worden sein muss, obwohl der alte Kreditkarten-Trick sicherlich ausreichen würde. Dem winzigen Tresor des Zimmers trauen wir unter diesen Umständen gar nicht. Zumal der Tarif von 3 Euro pro Tag schlicht unverschämt ist. Dafür könnte man locker täglich EC-Abhebegebühren bezahlen.

Später geht Jacques noch mal ohne mich los, landet prompt im selben Supermarkt wie ich zuvor, und entdeckt dort ein oberes Stockwerk mit einer gut sortierten Non-Food-Abteilung, die ich bei meinem ersten Besuch völlig übersehen habe.

Spätnachmittags beschließen wir dann doch noch, uns etwas im Ort umzusehen. Auf dem Weg zur Uferpromenade schauen wir im Hotel vorbei, und beschweren uns freundlich, aber bestimmt, über die mangelhafte Leistung des Kühlschranks. Man verspricht, uns einen Techniker zu schicken. Danach schauen wir uns gemeinsam noch einmal den Supermarkt mit der von mir übersehenen Balustrade an, spazieren weiter zum Hafen, und folgen dem Ufer.

Dabei fällt uns ein kleiner Schiffsfriedhof auf, mit Seglern und dem einen oder anderen Motorschiff, die allesamt mal recht schick und teuer gewesen sein müssen. Nun sind sie Schrott, angenagt vom Salz der Seeluft, und vom Zahn der Zeit. Am Fuss der aufgedockten Wracks balgen sich streunende Hunde und Katzen um ein paar Abfälle.

Nach einer kleinen Rast, einschließlich eingehender Betrachtung einer aufs Meer hinaustreibenden Luftmatraze, führt uns der Weg wieder in belebtere Gefilde. Wir lassen etliche Restaurants unbeachtet links liegen, setzen uns an einem kleineren Bootshafenbecken vor eine Bar, und bestellen uns Cola. Jacques liest, während ich einfach nur entspanne und das Treiben um uns herum auf mich wirken lasse.

Danach gehen wir langsam zurück in Richtung Hotel. Unterwegs kaufe ich mir in einer kleinen Boutique einen Badeanzug, der halbwegs meine Größe hat. Allerdings werde ich noch ein passendes Bikini-Top dazu brauchen, denn für meine Oberweite gibt es in meiner Konfektionsgröße keine Badeanzüge.

Als wir im Hotelzimmer ankommen, sind dort endlich die Betten gerichtet, was sie nachmittags noch nicht waren. Die Schranktür am Kühlschrank-Schrank wurde wunschgemäß offen gelassen, aber das Wärmestau-Regal wurde wieder angebracht - und ist entsprechend auch schon wieder heiss. Der Kühlschrank wurde entweder nicht getauscht, oder ist ein derart identisches Modell, dass wir den Unterschied nicht erkennen können.

Gegessen wird heute abend nichts. Wir sind beide noch pappsatt von gestern.


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