Karten und Fotos


Track des Tages
Track12

Sonnabend 18.08.2007 - Tag 12

Entgegen unserer guten Vorsätze haben wir das Topcase nicht am Vorabend gepackt, und essen unser Frühstück auch nicht unterwegs, sondern im Zelt. Außerdem habe ich das dringende Bedürfnis, mich zu duschen. So kommen wir wieder einmal erst nach Zehn Uhr los. Als wir unsere Platzgebühr zahlen, besteht Pasetta auf ein gemeinsames Foto vor dem Haus, das wir ihm später per Mail zuschicken sollen. Leider vergesse ich, ein Exemplar seines Buchs mitzunehmen, dessen Übersetzung ich doch eigentlich überarbeiten will. Wir werden versuchen, auf dem Rückweg wieder dort zu übernachten. Häßlich war die Gegend dort ja nicht gerade, und wohl gefühlt haben wir uns ebenfalls. Außerdem hoffe ich insgeheim, daß wir noch ein paar etwas kühlere Tage haben werden, und dann vielleicht doch eine kleine Wanderung versuchen können.

Wir verlassen die Abruzzen, und fahren auf einer vielbefahrenen Landstraße nach Süden. Unterwegs werden wir an etlichen Stellen so knapp überholt, daß uns bald angst und bange wird. Je weiter wir nach Süden kommen, desto rücksichtsloser werden die anderen Fahrer, desto heißer wird es, desto mehr Spuren von Buschbränden sehen wir, desto staubiger wird die Luft, desto kaputter werden die Straßen, und desto häufiger liegen ganze Müllhalden am Straßenrand. In den Vororten von Neapel selbst wird die Nase der Besucher außer mit Autoabgasen auch mit dem brenzligen Geruch von Schwelbränden und dem überwältigenden Gestank etlicher Tierkadaver gequält, die dort neben den Müllbergen plattgefahren, aufgeplatzt und im fortgeschrittenen Zustand der Verwesung offen auf der Straße herumliegen. Wir sehen verwesende Igel, Katzen, große Hunde - und Müllberge, mehrere Meter hoch. Oft sitzen wenige Meter neben dem Müll fliegende Händler in Klappstühlen an der Straße, die Schwimmringe, Bälle und Schlauchbote feilbieten. Es ist bizarr.

Während wir an einer Tankstelle an einer der Autobahnähnlichen Umgehungsstraßen von Neapel rasten, bricht Navinchen offenbar unter der Wärmebelastung zusammen und stürzt ab. Nach dem Einschalten findet sie keine Satelliten mehr, und wir stehen vorübergehend ohne elektronische Navigationshilfe da, In der Gegend um Neapel ist das überhaupt nicht witzig. Aber auch mehrere Kaltstarts wecken unser Dornröschen nicht aus seinem Schlummer, und so beschließen wir, es mit der Straßenkarte zu versuchen. Zum Glück scheint das Navinchens Lebensgeister zu wecken: nach einigen Kilometern Fahrt erklingt wieder ihr wohltönendes Stimmchen in unseren Ohren.

“Neapel sehen und sterben”, dieser Ausspruch fällt mir immer wieder ein, wenn ich an die Straßen von bella Napoli denke. Was anderswo zu drastischen Geschwindigkeitsbegrenzungen und hysterischen Warnhinweisen Anlaß geben würde, ist hier Normalzustand: Schlagloch folgt auf Schlagloch, und wo die Asphaltdecke geflickt wurde, haben die Ausbesserungsarbeiten zu derartigen Deformierungen geführt, dass die Straßenoberfläche der Nachbildung einer Hochgebirgslandschaft im Miniaturformat ähnelt. Und sollte die Straße wieder Erwarten doch einmal halbwegs eben sein, so wird dem mittels Aufpflasterungen abgeholfen. Auf diesen zerklüfteten Routen rasen Europas halsbrecherische Verkehrsteilnehmer herum, daß sich einem Nordeuropäer die Nackenhaare sträuben.

Schließlich gelingt es uns, den von uns ausgesuchten Campingplatz zu erreichen. Hier treffen wir anstelle von Niederländern auf eine kleine Kolonie von Franzosen, was uns die Verständigung mit den Herren an der Rezeption mäctig erleichtert - das Einchecken wird auf Französisch abgewickelt.

Bald darauf steht unser Zelt, und wir machen uns auf den Weg zur Strandpromenade. Hier finden wir fast nur Restaurants, keine einzige Bar - nanu? Doch dann, nach einigem Suchen, entdeckeen wir doch etwas: Unten, im Erdgeschoss der Ruine eiges Hause ist tatsächlich so etwas wie eine Bar eingerichtet. Wir gönnen uns etwas kühles zu trinken, und setzen dann unsere Erkundungstour fort.